Spuren

Ich träumte eines Nachts,
Ich ging am Meer entlang mit meinem Herrn
Und es entstand vor meinen Augen,
Streiflichtern gleich,
mein Leben,
Für jeden Abschnitt, wie mir schien,
entdeckte ich je zwei Paar Schritte im Sand;
die einen gehörten mir,
die anderen meinem Herrn.

Als dann das letzte Bild
an uns vorbeigeglitten war,
sah ich zurück und stellte fest,
daß viele Male nur ein Paar Schritte
in dem Sand zu sehen war.
Sie zeichneten die Phasen meines Lebens,
die mir am schwersten waren.

Das machte mich verwirrt
und fragend wandte ich mich an den Herrn:
„Als ich dir damals alles, was ich hatte,
übergab, um dir zu folgen,
da sagtest du,
du würdest immer bei mir sein.
Doch in den tiefsten Nöten meines Lebens
seh‘ ich nur ein Paar Spuren hier im Sand.
Warum verließt du mich denn gerade dann,
als ich dich so verzweifelt brauchte?“

Der Herr nahm meine Hand und sagte:
„Nie ließ ich dich allein,
schon gar nicht in den Zeiten,
da du littest und angefochten warst.
Wo du nur ein Paar Spuren hier im Sand erkennst,
da trug ich dich auf meinen Schultern“

aus: Seidel/Zils, Das Brot ist der Himmel. Gebete, Geschichten, Meditationen aus Schalom. Patmos Verlag (Düsseldorf) und  Schriftenmissions-Verlag (Neukirchen-Vluyn).
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