„Biegen Sie jetzt links ab. Ihr Ziel liegt in 200m auf der linken Seite.“ Ja danke. Wie lang sind gerade nochmal 200m? …
Das ist glaub ich so die üblichste Variante einer Navigation im Auto oder Motorrad. Man gibt eine Adresse an und das Navi führt einen auf die Straße und sagt einem dann, wo die Hausnummer ungefähr sein müsste.

Was ist aber, wenn man an einen Ort möchte, der keine Adresse hat? Also zumindest keine übliche Postadresse? Wenn man zum Beispiel auf Mallorca mitten im Unterholz eine archäologische Stätte hat, die man sucht?

Die archäologische Siedlung EsRossells mitten im Nirgendwo auf Mallorca. Man läuft übrigens vom Auto bis zum hier markierten Eingang der Steinzeitsiedlung etwa 15 Minuten zu Fuß. Es ist also wirklich weit von jeglicher Straße.

Oder sehen wir mal auf die in vielen Ländern leider sehr großen Slums. Hier gibt es keine Adressen. Auch in den Steppen oder Wüsten der Welt gibt es keine Straßen oder Adressen. Bisher. Denn es gibt ein neues Start-up, dass diese ändern will.

what3words wird die Welt revolutionieren

Das Unternehmen hat ein sehr praktisches, revolutionäres und überaus intelligentes System entwickelt. Kurz gesagt, sie haben die ganze Welt in  Quadrate á 3×3 Meter aufgeteilt und mit individuellen Namen für jedes Quadrat versehen. Das revolutionäre gegenüber den üblichen GPS-Daten liegt in der zusammengesetzt Wortreihenfolgen mit jeweils 3 Worten pro Koordinate.
Wer also in der App oder unter what3words.com die Wörter rückgang.koch.töpfe eingibt landet genau in der Mitte des Anstoßkreises der MSV Duisburg Arena 🙂 Und zwar ziemlich genau dort auf dem Anstoßpunkt.

Und das ist das Faszinierende an der Geschichte. Selbst google maps ist nie 100% genau wenn man GPS Koordinaten eingibt. Und auch ein übliches GPS Gerät oder Handy hat eine Ungenauigkeit von 10 Metern. Dies gilt zum Beispiel für das Navigieren im Feld und auch beim geocachen. What3words ändert grundlegend das System. Denn hier liegen Quadrate von 3x3m vor. Das bedeutet deutlich weniger Toleranz gegenüber üblichen GPS Geräten. Hier kann man sogar die genaue Eingangstür eines Hauses markieren – oder aber den Mittelpunkt eines Fußballstadions.

Warum braucht man solche genauen Daten?

Natürlich denken jetzt Einige: warum braucht man sowas denn? Klar, ist ne schöne Spielerei, aber wozu? Warum wird dafür so viel Geld ausgegeben?
Und darauf gibt es gleich mehrere Antworten.

Zum einen ist es doch schön einfach sich sich.fischte.gewesen zu merken, anstatt sich die GPS Koordinaten N52°31’11.8“ E13°22’08.9“ aufzuschreiben oder gar zu merken. Hierhinter versteckt sich übrigens der Haupteingang zum Bundeskanzleramt in Berlin. (Wobei man das vielleicht auch noch ohne Kompass, GPS Gerät und Navigation finden könnte…)

Jedoch gib es einen viel wichtigeren Aspekt:
In Deutschland hat fast jeder eine Postadresse. Das ist aber reiner Luxus. Haltete Euch fest, aber 75% der Weltbevölkerung haben keine Postadresse. So, und jetzt sagt mir bitte, dass what3words nicht wichtig ist…
Mit diesem System können also auch die abgelegensten Orte und deren Einwohner von nun an Post zugestellt bekommen. Diese Menschen sind bislang postalisch vollkommen unsichtbar, weil die wichtige Infrastruktur fehlt. Erschreckend, dass wir in unserer westlichen Welt nur sehr selten darüber nachdenken. Und dabei ist es für 75% der Menschheit so wichtig.

7 Staaten haben what3words in ihr Postsystem aufgenommen

Dschibuti, Elfenbeinküste, Mongolei, Nigeria, Salomonen, Sint Maarten und Tonga haben das System mittlerweile in ihr Postsystem aufgenommen.
Und dies anscheinend auch mit Erfolg.

In Deutschland haben mittlerweile auch große Firmen das System übernommen. So hat Daimler Benz angekündigt demnächst das System von what3words in einige Modelle als weiteres Navigationssystem einzubauen. Und auch die Deutsche Bahn zieht mit.

Weitere Partner des Start-ups sind Landrover, TomTom, Domino’s Pizza, RuNEx, Rotes Kreuz Philippinen, DuckDuckGo, QGIS, Esri, navmii, United Nations Disaster Reporting App, the British Museum of Archeology und viele weltweit agierende Firmen (eine vollständige Liste findet ihr hier)

Fazit

Ich glaube, dieses System hat extrem viel Potenzial. Auch wenn einige Menschen in unserem gut strukturierten Europa das vielleicht als „Spielerei“ abtun, für viele Menschen auf dieser Welt ist solch ein System extrem wichtig!

Und jetzt wünsche ich Euch viel Spaß dabei Eure eigene Haustür zu suchen. Oder auch das Stadion. Oder gerne auch die Freiheitsstatue, das Taj Mahal oder die Sphinx.