Windjammerparade
Die Kieler Woche ist vor ein paar Tagen zu Ende gegangen. Das größte Straßenfest Nord Europas hat zehn Tage lang gezeigt was es kann. Etwa 3 Millionen Menschen waren in der Zeit in der Stadt.
Aber, was bedeutet Kieler Woche eigentlich? Ursprünglich war es ein reines Segelevent. Segler aus der ganzen Welt kamen zur Kieler Woche um Meisterschaften in verschiedenen Bootsklassen ausgetragen.
Bei der Kieler Woche ging es damals wirklich nur ums Segeln. Mit den Jahren kam dann das Straßenfest hinzu. Denn auch die Zuschauer wollten bespaßt werden.

Doch was ist heute draus geworden?

Wie oben schon genannt, es ist es das größte Straßenfest Nord Europas. Nicht ohne Grund, denn über Kilometer ziehen Meile um Meile an Fressbuden und Attraktionen. Kirmes, Bühnen auf denen Musiker / Bands spielen und mehrere riesen große Wiesen, auf denen Kinder-Attraktionen aufgebaut sind. Für viele Besucher sind besonders die großen, in der gesamten Stadt verteilten Bühnen Anziehungspunkte. Hier treten die großen Stars auf. Insgesamt 400 Musikkünstler. Darunter Heinz Rudolf Kunze, Konstantin Wecker, Sascha, Glasperlenspiel, Felix Jaehn, Jupiter Jones, Tim Bendzko, Firefighters, Extrabreit und auch Torfrock.
Hier finden Konzerte mitten in der Innenstadt statt. Öffentlich, ohne Eintrittskarte und somit kostenlos. Die Konzerte sind schon etwas Besonderes, das gebe ich gerne zu.

Und was ist mit dem Segeln?

In der Innenförde sieht man zur KiWo natürlich noch mehr Segler als den Rest des Jahres. Gerade die großen Zwei- und Dreimaster Traditionssegler (wie z.B. die Banjaard) liegen an den Stegen in der Stadt verteilt. In Schilksee werden Meisterschaften der verschiedenen Bootsklassen ausgetragen. Hier kann das Segeln wirklich noch erlebt werden.
Jeden Morgen wird mit Meeno Schrader das Wetter für den Tag besprochen. Danach ist Teammeating und die Bootscrews verlassen nach und nach den Hafen.
Als Zuschauer kann man hier leider meistens nur im Hafen stehen und beim Auslaufen zusehen. Und natürlich die richtig coolen Boote betrachten.
 

Leider liegt Schilksee relativ weit außerhalb von Kiel.

Windjammerparade am Kieler Leuchtturm in Friedrichsort
Windjammerparade am Kieler Leuchtturm in Friedrichsort

Das heißt leider auch, dass das eigentliche Segelevent immer weiter in den Hintergrund rutscht.

Für mich als Seglerin und nicht gerade „Party-Häschen“ ist das sehr sehr schade. Denn auch die Traditionssegler haben dieses Jahr zum Teil einen großen Bogen um die Kieler Woche gemacht. Und warum? Weil die Stadt Kiel aus den Gebühren für die Traditionssegler Profit schlagen möchte. Sie haben die Liege- und Müllentsorgungsgebühren so erhöht, dass einige große Segler gar nicht erst in die Kieler Förde hineingefahren sind. Und ich denke, das ist ein deutliches Zeichen!
 
 
 
 
So sieht Anti-Terror bei der Kieler Woche aus...
So sieht Anti-Terror bei der Kieler Woche aus…
Hinzu kommt die Tatsache, dass das Volksfest in der Kieler Innenstadt nun wirklich gar nichts maritimes mehr hat. Abgesehen davon, dass es am Wasser stattfindet. Über Kilometer reihen sich Fressbuden und Attraktionen, die nur auf Profit und Geld aus sind. Und zwar mit Preisen, bei denen mir die Ohren schlackern.
Ich gebe zu, vielleicht bin ich einfach nicht die Zielgruppe dieser Art von Kieler Woche.
Aber muss es denn sein, dass man am Wochenende und mittlerweile auch in der Woche nicht mal mehr über die Kiellinie oder durch die Innenstadt laufen kann, ohne sturztrunkene Leute zu sehen.
Leider kein Witz: Dieses Jahr hatte etwa jede zweite Person (und ich unterscheide hier bewusst nicht in Männer und Frauen) eine Bierflasche oder Bierdose in der Hand.
Jetzt mal ohne scheiß: das kann doch nicht sein. Mit Bierflasche über die Straße laufen… geht es denn noch prolliger?

Na ja, das größte Volksfest halt

Aber schade ist es trotzdem. Weil man echt ein wenig das Gefühl hat, es wäre eine ’sauf-Woche‘. Man sollte wieder mehr Wert auf die seglerischen Aktivitäten legen. Ganz eindeutig.
 
Ich könnte es ja positiv sehen: wenigstens sind in der ganzen Stadt jetzt wieder überall Blumen an den Straßen gepflanzt worden. Und die Busse der KVG tragen alle kleine Fähnchen.
Außerdem ist die ganze Stadt mit großen Fahnen verschiedener Firmen und Marken ausgeschmückt.
Ja, sieht schon ganz nett aus. Gebe ich ja zu.
 
Sambagruppe in der Innenstadt

Noch ein nettes kleines Detail sind die Straßenkünstler die überall in der Stadt verteilt sind. Egal ob Seifenblasen-Künstler oder Samba-Band, schön ist das allemale anzusehen und zu hören.

 
Mein Fazit: ich war genau 3 Tage auf der Kieler Woche. Und das reicht mir dann auch. Gefühlt habe ich an jedem Stand etwas gegessen und irgendwie ist es auch jedes Jahr wieder das Gleiche.
Aber trotzdem bleibt die Vorfreude auf das nächste Jahr. Denn auch dann kommen wieder gute Bands und Interpreten auf die Bühnen und rocken das so richtig.
 
Und das Schönste kommt natürlich zum Schluss:
Aufstellung zur Windjammerparade. Jeder Punkt ist ein Schiff.
Aufstellung zur Windjammerparade. Jeder Punkt ist ein Schiff.
Die Schiffe passieren langsam den Leuchtturm Friedrichsort.
Die Schiffe passieren langsam den Leuchtturm Friedrichsort.

Die Windjammerparade!

Am letzten Samstag der KiWo fahren alle Segler gemeinsam die Förde hinaus. Ein riesiges Spektakel, denn über 70 Großsegler kommen hierbei zusammen.
Dieses Jahr wurde die Windjammerparade von der Roald Amundsen angeführt. Und auch der größte Segler der Welt, die Sedov war zu Gast in Kiel. Hier eine kleine Inspiration, wie sowas aussieht 🙂
Leider war das Wetter dieses Jahr mal wieder etwas bescheiden… Sonnenstrahlen hätten dem Video gut getan, ich weiß 🙂