Das Fasten ist die Speise der Seele.
Wie die körperliche Speise stärkt, so macht das Fasten die Seele kräftiger und verschafft ihr beweglichere Flügel, hebt sie empor und läßt sie über himmlische Dinge nachdenken, indem es sie über Lüste und die Freuden des gegenwärtigen Lebens erhaben macht.
Wie leichte Fahrzeuge das Meer schneller durchqueren, schwerbelastete Schiffe aber untergehen, so macht das Fasten die Gedanken leichter.
Johannes Chrysostomus
Noch 5 Tage bis Ostersonntag.
Noch 5 Tage mit der Aktion „7 Wochen ohne„.
Und noch 4 Tage die ich faste.
Ja, die „7 Wochen ohne“ habe ich gefastet. Fleisch, Schoki und Cola, Fanta, Sprite. Habe ich etwas vermisst? Tatsächlich nicht dauerhaft. Natürlich gab es Momente in denen es schwerer und Momente in denen es einfacher war. Zum Beispiel lieg seit Wochen eine riesen große Merci-Packung neben dem Fernseher… es scheint Menschen zu geben die wissen, dass ich super gern Schokolade esse 🙂
Da fällt es mir manchmal schon schwer… aber es hält sich in Grenzen.
Und dann gibt es noch das andere Fasten: 8 Tage auf Essen verzichten.
Es gibt Wasser, Gemüsebrühe und Tee.
Ich beschönige mal nichts: die ersten zwei Tage waren schon etwas härter als die letzten 7 Wochen. Aber es war nicht so, dass ich vor Hunger umgekommen wäre. Heute ist Tag 4.
Viele Fragen die ich gestellt bekomme gehen in die Richtung: „Ja, aber man hat doch Hunger.“ – Das stimmt, man hat die ersten Tage Hunger. Aber das ist nicht so schlimm, wenn man sich nicht darauf konzentriert. Und nein, ich habe keinerlei Ausfallerscheinungen. Mir ist nicht schwindelig, ich habe nicht das Gefühl völlig ermattet zu sein und es ist auch gar nicht so schwer wie das alle immer denken.
Fasten nimmt nicht, Fasten gibt
Und jetzt kommt das Beste, ich habe eher positive Nebenwirkungen. Ich mache Sport und komme damit gut zurecht. Ich habe das Gefühl mein Kopf sei so klar wie selten. Ich bin strukturiert, entscheidungsfreudig und muss mir keine Gedanken darüber machen, was ich gleich Einkaufe oder zu Essen mache. Generell habe ich mehr Zeit im Alltag. Ich beginne wieder, die eine warme Mahlzeit am Tag, auch wenn es „nur“ Gemüsebrühe ist, zu genießen. Ich freue mich sogar regelrecht darauf. Wann habt ihr euch das letzte mal so richtig auf die Nahrungsaufnahme gefreut?
Aber Achtung, wenn man kein Hungergefühl mehr hat und auf dieser Wolke schwebt, dann muss man davon auch erstmal wieder runterkommen!
Zum Ende hin wird es wie eine Droge. Man möchte ewig so weiterleben, ohne den Stress von Einkaufen und Kochen.
Nun gut, jetzt gebe ich offen und ehrlich zu: ich esse sehr gern. Ich koche sehr gern. Und einkaufen, nun ja, es gehört dazu und auch das mache ich irgendwie gern. Also ich werde der Droge wahrscheinlich nicht so schnell verfallen. Dafür riecht gekochter Reis mit Huhncurry einfach viel zu lecker.
Und was mir dieses Jahr wieder aufgefallen ist: wie häufig und in welchem Ausmaß wir mit dem Thema Essen konfrontiert werden. Auf der Arbeit wird morgens gefrühstückt, zwischendurch mal am Naschiteller stibitzt und Mittags ist der Gang zum Dönermann dran. Schaltet man nach der Arbeit den Fernseher an, geht es in jeder zweiten Werbung entweder um Autos oder um Essen.
Pizza, Lieferservice, Süßigkeiten oder Fertigmahlzeiten… wir werden von der Werbung mit Essen zugeschmissen.
Kein Wunder, dass viele Menschen mit Übergewicht kämpfen. Gerade diese Tatsache ist mir in den letzten Wochen aufgefallen.
Und ebenso, wie häufig die Gesprächsthemen bei Kollegen, Freunden und Bekannten um das Thema Essen kreisen. Erschreckend. Das ist bestimmt die zwei beliebteste Thema der Deutschen nach dem Wetter!
Aber über das Wetter kann man ja momentan auch reden und schimpfen und reden und schimpfen und reden… aber es soll ja bald besser werden 🙂
Ostersonntag heißt es Fastenbrechen
Darauf freue ich mich. Noch 4 Tage. Es wird ein leckeres Frühstück geben. Und ich weiß jetzt schon, was ich essen werde…
Aber bis dahin gilt es noch ein wenig durchzuhalten.
Zuerst wird nur der Mangel gefühlt;
dann verschwindet das Verlangen nach Nahrung…
Zugleich geht beim Fasten etwas Innerliches vor sich.
Der Körper wird gleichsam aufgelockert.
Der Geist wird freier.
Alles löst sich, wird leichter, Last und Hemmung der Schwere werden weniger empfunden.
Die Grenzen der Wirklichkeit kommen in Bewegung; der Raum des Möglichen wird weiter…
Der Geist wird fühliger. Das Gewissen wird hellsichtiger, feiner und mächtiger.
Das Gefühl für geistige Entscheidungen wächst…
Romano Guardini
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