Sklaverei | Geschichte und Verbreitung

Definition Sklaverei

Der Begriff Sklaverei beschreibt den Zustand der Unfreiheit und die Tatsache, dass ein Mensch als Eigentum eines anderen Menschen bezeichnet wird. Sklaven hatten, je nach Gesetzeslage des Staates, in dem sie lebten, wenige bis keine Rechte. Sie konnten verkauft, verschenkt sowie vererbt werden. Die Gesetzeslage des jeweiligen Staates gab weiterhin vor, ob Kinder in die Sklaverei hineingeboren wurden oder ob sie von Geburt an frei waren (HARTMANN 2011, 301).

Mit dem Verlust der Freiheit folgte für den betroffenen Menschen auch der damit einhergehende vollkommende Verlust der Menschenrechte und den Rechten an der eigenen Person. Das äußerte sich meist im Umgang und der menschenunwürdige Behandlung der Sklaven, die geschlagen, gequält und vergewaltigt wurden, ohne das Konsequenzen für die Peiniger folgten (FLAIG 2009, 19).
Der Zweck der Sklaverei war in großem Maße die wirtschaftliche Ausbeutung und das Ausnutzen billiger Arbeitskräfte. Ein weiterer Grund die Sklaverei voran zu treiben, lag in dem dadurch entstehendem Klassensystem. Durch Sklaverei entsteht eine Klassengesellschaft, die von den Herren bestimmt wird.

Die zu versklavenden Menschen werden durch das Verschleppen in ein anderes Land von ihrer Familie getrennt und ihrem natürlichen Umfeld entrissen. Wenn ganze Familien versklavt werden, bleiben diese nicht zusammen, sondern werden getrennt, um ihnen keinen Anlass zum Aufstand zu geben (MONTARDRE 2009, 24). Durch das Hineindrücken in ein unvorteilhaftes Umfeld, werden die Menschen gebrochen und handlungsunfähig gemacht. Häufig fanden sich Sklaven in ethnisch fremden Kulturen wieder und verstanden die fremden Sprachen nicht. Die so entstehende natürliche Differenz zwischen den Sklaven verschiedener Ethnien, sollte ein Zusammenschließen der Sklaven verhindern (MONTARDRE 2009, 24).
Unterschieden wird Sklaverei in temporäre und lebenslange Sklaverei. Lebenslange Sklaverei bedeutet, dass der Sklave keine Chance besaß seine Freiheit zu erlangen, unbedeutend wie hart und erfolgreich der Sklave arbeitet. Die temporäre Sklaverei ermöglichte es dem Unfreien, entweder nach einer gewissen Zeit oder nach einem bestimmten Arbeitsvolumen die Freiheit wieder zu erlangen. Forschungen haben ergeben, dass Sklaven in temporärer Sklaverei produktiver sind, da sie eine größere Motivation haben, auf ihre Freiheit hin zu arbeiten (FLAIG 2009, 24).

Geschichte

Die Geschichte der Sklaverei begann in den ersten Hochkulturen des Altertums, welche durch die Überlieferung der Gesetzestexte bekannt wurde. Im Altertum wurden nach Kriegsende die Kriegsgefangenen als Sklaven gehalten, nur wenige Feinde wurden getötet, obwohl sie hätten gefangen genommen werden können.

Die weitere Verbreitung der Sklaverei belief sich auf Mesopotamien, Palästina, Ägypten, Griechenland und Rom. In Griechenland und Rom war dabei die Schuldknechtschaft sehr weit verbreitet. Dabei begaben sich Menschen in die Knechtschaft eines Herrn, weil sie diesem entweder Geld, Land oder anderes Gut schuldeten, das sie nicht zurückzahlen konnten. In den Jahren nach den römischen Feldzügen und der Reichserweiterung, wurden in Rom auch vermehrt Kriegsgefangene gehalten, da diese aus den eroberten Gebieten mitgebracht wurden.
Auch von den Germanen und den Wikinger ist ein reger Sklavenhandel mit Kriegsgefangenen bekannt.

Mit der Einfuhr des Christentums im Hochmittelalter, das die Sklaverei in weiten Teilen Europas ablehnten, folgte ein dezenter Einbruch des Sklavenhandels.
Der stetige Anstieg des Gebrauchs von Tabak, Kakao, Kaffee und Zucker in Europa und Amerika im 18. Jahrhundert führte dazu, dass auch die Produktion auf den Plantagen angepasst werden musste (GRANT 2009, 36f). Für diese Arbeit wurden noch mehr Sklaven benötigt als bisher. Die Folge war der massive Anstieg des Seehandels mit Sklaven in der frühen Neuzeit. Besonders umfangreich war der Handel mit afrikanischen Sklaven, die in ihrem Heimatland geraubt und meist auf einen anderen Kontinent verschleppt wurden. Portugal war in der gesamten europäischen Welt zu dieser Zeit das führende Land im Handel mit Sklaven (GRANT 2009, 32f).

Doch nicht nur die Christen hielten Sklaven. Auch der Islam sprach kein Verbot der Sklaverei aus. Darüber hinaus gab es Sklaven in weiten Teilen Afrikas und Asiens, bei den nordamerikanischen Indianern sowie bei den Azteken. So gibt es aus der Maya-Stadt Palenque, Mexiko, ein Relief, das um 730 n.Chr. entstand und die Tafel der Sklaven genannt wird (Abb. 1). Dargestellt ist ein hochrangiger Mann, der einem auf den Schultern zweier Sklaven sitzende Maya-Herrscher einen Kopfschmuck entgegenstreckt (GRANT 2009, 11).

Mit dem späten 18. Jahrhundert begannen die ersten Länder und Staaten die Sklaverei abzuschaffen. England erließ im Jahr 1833 ein Verbot für die Sklaverei. Frankreich folgte dem englischen Beispiel im Jahr 1848 (MONTARDRE 2009, 43). In ganz Amerika endete die Sklavenhaltung im Jahr 1888 (GRANT 2009, 170). Erst im Jahr 1948 verbot die UNO in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte die Sklaverei weltweit (GRANT 2009, 172f).

Sklaverei in den USA

Bereits vor der Einfuhr der afrikanisch stämmigen Sklaven gab es in einigen indianischen Kulturen auf dem amerikanischen Festland Sklavenhaltung und –handel. In der Zeit zwischen dem 17. und dem 19. Jahrhundert kam es in den Vereinigten Staaten vermehrt zu Massenversklavung von Afrikanern.
Die meisten Plantagenbesitzer bauten Tabak, Kaffee, Reis und erst später erst Baumwolle an (FLAIG 2009, 185).

Durch die aufkommende Plantagenwirtschaft im 17. Jahrhundert in Virginia brauchten die Plantagenbesitzer viele und besonders billige Arbeitskräfte, die ihre Plantagen bewirtschafteten (MONTARDRE 2009, 8). Da die eigenen bezahlten Arbeitskräfte schon bald nicht mehr ausreichten, bot sich der Kauf von Sklaven an. Eine Ausweitung der Plantagenwirtschaft in den Süden und Westen begünstigte das laufende Geschäft der Sklavenhändler. Zunächst verschleppte man Menschen (zum Großteil Männer, da diese eine höhere Belastung aushielten und leistungsstärker waren) aus der Karibik in die USA. Als die Anfragen immer weiter stiegen, fuhren Sklavenhändler die Westküste Afrikas an. Die dort häufig von ihrer Familie gewaltsam getrennten Menschen (GRANT 2009, 84), wurden per Schiff in die USA verfrachtet und landeten meist an der Ostküste in Virginia. Durch die schlechten Umstände bei der Überfahrt in die Vereinigten Staaten starben viele der Gefangenen schon an Bord (WALVIN 2006, 65). Abbildung 3 zeigt, unter welchen Umständen die Gefangenen auf den Schiffen zusammensaßen und dass jeder Quadratmeter genutzt wurde, um noch mehr Gefangene mitzunehmen.

Im 17. Jahrhundert erreichten rund 353 000 der in Afrika an Bord gegangenen Sklaven das amerikanische Festland nicht, das entspricht rund 20% der Gefangenen. Die Zahlen stiegen im 18. Jahrhundert deutlich auf 885 000 Gefangene (10% der Sklaven), die an Bord der Schiffe verstarben (GRANT 2009, 49). In Nordamerika angekommen, wurden die Überlebenden durch Gewalt gebrochen, was eine vollkommene Auflösung des eigenen Willens und des Freiheitswillens zur Folge hatte. Auch diese Strapazen überlebten viele nicht (WALVIN 2006, 67).
So gingen die Sklavenhändler dazu über, mehr Menschen in Afrika gefangen zu nehmen und zu verschleppen, damit sie auch in Nordamerika das bestmögliche Geschäft machen konnten. Die Direkteinfuhr an die Ostküste der Vereinigten Staaten hatte zur Folge, dass die Preise der Sklaven extrem sanken. Daraufhin kam es auf den Plantagen immer häufiger zu Gewalttaten, da neue Sklaven zu kaufen schnell und billig schien. Dementsprechend war es für die Sklavenhalter einfacher, die schon vorhandenen Sklaven, die nicht mehr dem Ideal entsprachen, loszuwerden und einzutauschen, oder sie zu Tode zu misshandeln (FLAIG 2009, 22ff).

Insgesamt wurden in den drei Jahrhunderten zwischen 11-12 Millionen Menschen verschifft. Zur Zeit der Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1776 gab es in den Vereinigten Staaten ca. 460 000 Sklaven.
Um das Jahr 1860 gab es, bedingt durch die verbesserten Lebensumstände und die familienfreundliche Behandlung, insgesamt fast 4 Millionen versklavte Menschen. Das günstige Klima in Virginia und Carolina verhalf, dass die Arbeit auf den Plantagen die Menschen nicht an den Rand der körperlichen Belastbarkeit trieb und begannen Familien zu gründen (FLAIG 2009, 185).
Das Ende der Sklaverei in Nordamerika wurde erst durch die militärische Niederlage der Konföderation im Sezessionskrieg im Jahr 1865 eingeläutet. Noch im selben Jahr wurde der 13. Zusatzartikel der Verfassung verabschiedet. Dieser erklärte: „In den Vereinigten Staaten soll es weder Sklaverei noch unfreiwillige Knechtschaft geben.“ (GRANT 2009, 166). Damit endete auch die große Periode der Plantagenwirtschaft und die vorhandenen Sklaven der Oststaaten wurden in den Süden nach Alabama, Mississippi und Louisiana verschleppt. Drei Jahre später, 1868, erhielten Afroamerikaner erstmals ihre noch sehr eingeschränkten Bürgerrechte (z.B. ohne Wahlrecht), die durch den 14. Zusatzartikel der Verfassung gesichert wurden. Im Jahr 1870 erhielten männliche ehemalige Sklaven auch das Wahlrecht. Jedoch bekamen Afroamerikaner ihre uneingeschränkten Bürgerrechte erst durch die Bürgerrechtsbewegung in den 1950er und 1960er Jahren.

Handel und Verbreitung

Sklaverei existiert bereits seit mehreren Jahrtausenden, jedoch begann man erst etwa im 13. Jahrhundert mit dem kommerziellen Handel und dem Wirtschaftszweig Sklavenhandel (MARTIN 2012, 13). Sowohl afrikanische Sklavenjäger, als auch weiße Sklavenjäger gingen gezielt in den Ländern der westafrikanischen Küste auf die Suche nach Menschen.
Dort begann der Handel mit dem menschlichen Gut. „Händler tauschten in Afrika Sklaven gegen Waren, die sie aus Europa mitgebracht hatten. Diese Sklaven wurden in Amerika und der Karibik verkauft. Dann nahmen die Schiffe Produkte der Plantagen für Europa an Bord. Diesen Kreislauf nennt man Dreieckshandel.“ (GRANT 2009, 30).

Als im Jahr 1442 der Portugiese Antam Gonçalves mit seinem Schiff vor einer Insel in der Bucht von Guinea vor Anker ging. Die Männer gingen von Bord und stürzten sich auf die wartenden Einwohner, die sie willkommen heißen wollte. Einige töteten sie, die anderen, welche sie zu fassen bekamen ohne sie zu töten, nahmen sie mit auf ihr Schiff (LOTH 1981, 46). 1444 landete das Schiff mit den afrikanischen Sklaven an Bord in Lissabon, Portugal. Von dort wurden sie nach Europa weiterverkauft (GRANT 2009, 30). Aufzeichnungen belegen, dass zwischen 1483 und 1486 jährlich 448 Sklaven nach Portugal einreisten und ihre Fahrt von dort weiterführten. Das portugiesische Königshaus begrüßte den neuen Wirtschaftszweig, da dieser von nun an zu einem großen Geschäft wurde und dem Land Portugal zum Aufschwung verhalf. Die Krone selbst erhielt ein Fünftel des Gewinns (LOTH 1981, 46).

Zum Ende des 15. Jahrhunderts schwächte sich der Markt sich allerdings etwas ab, da Europa zum großen Teil mit Sklaven versorgt war. Doch die Entdeckung Amerikas im beginnenden 16. Jahrhundert beendete das schlecht laufende Sklavengeschäft und der Markt erlebte einen neuen Aufschwung (MARTIN 2012, 15).
Die erste englische Sklavenfahrt mit dem Ziel Amerika, beging im Jahr 1562 John Hawkins. Er fuhr mit seinem Schiff die afrikanische Küste bei Cape Verde im heutigen Senegal an. Dort lud er die ersten Sklaven ein und lenkte sein Schiff weiter die Küste südwärts, um in Sierra Leone weitere Sklaven einzuschiffen (siehe Anlage Walvin). Mit der menschlichen Fracht startete er über den Ozean an die Ostküste der USA (WALVIN 2006, 42).

Seit 1619 folgten Sklavenschiffe, die auch in der britische Kolonie Virginia, USA, anlandeten. Zu dieser Zeit erfolgte 75% des weltweiten Handels mit menschlicher Fracht über portugiesische und spanische Schiffe (ELTIS 2010, 25).

In den Jahren zwischen 1700 und 1900 wurden von Zentralafrika etwa 1 844 000 Sklaven innerhalb Afrikas verkauft.Marokko, Algerien, Tunesien und Libyen sind die Empfänger der unfreien Menschen (siehe Karte, Abb 4). Wie auf der Abbildung 4 im Anhang zu erkennen ist, bewegte sich der Sklavenhandel weltweit von Afrika in die verschiedensten Gebiete der Kontinente. So begaben sich auch in den 4 Jahrhunderten von 1500 bis 1900 insgesamt rund 813 000 Menschen per Schiff von der Küste Tansanias in den Jemen und über den Persischen Golf in den Nahen Osten und nach Indien. Aus Somalia wurden zu der Zeit über 892 000 Sklaven in das Gebiet des heutigen Landes Saudi-Arabien verschleppt. Im heutigen Sudan wurden knapp 1 322 000 Men-schen gefangen genommen und über Land nach Ägypten gebracht. Auch auf der Insel Madagaskar, südöstlich vom afrikanischen Kontinent gelegen, wurden an den Küsten Menschen gefangen genommen und verschleppt. Ein relativ geringer Anteil wurde auf die Inseln Mauritius und Réunion gebracht, wohingegen 200 000 Gefangene von Madagaskar an die Küste Mosambiks verschifft worden sind. Weiter ging es auf Schiffen, die den Atlantik überqueren sollten und nach Amerika zogen. Allein in der Zeit von 1501 bis 1867 gelangen von den Küsten Mosambiks, Angola, Gabun, Kongo, Äquatorialguinea, Kamerun, Nigeria, Benin, Togo, Ghana, Elfenbeinküste, Libyen, Sierra Leone, Guinea, Gambia und dem Senegal über 12 570 000 Menschen auf Schiffen nach Nordamerika, in die Karibik und Brasilien verschifft. Anlaufpunkte sind Kolumbien, die Inseln Barbados, Jamaica, Saint Domingue, Kuba, die Stadt Veracruz in Mexiko und die Küste von North Carolina in den USA (ELTIS 2010, 5).

Nach der Ankunft wurden die Menschen auf die Sklavenmärkte gebracht und von dort an ihre späteren Besitzer weiterverkauft.

Literatur:

ELTIS U.A. 2010
David Eltis/David Richardson, Atlas of the Transatlantic Slave Trade (New Haven, London 2010).

FLAIG 2009
Egon Flaig, Weltgeschichte der Sklaverei (München 2009).

GRANT 2010
Richard G. Grant, Die Geschichte der Sklaverei (München 2010).

LOTH 1981
Heinrich Loth, Sklaverei. Die Geschichte des Sklavenhandels zwischen Afrika und Amerika (Wuppertal 1981).

MARTIN 2012
Peter Martin, Zucker für die Welt. Die Anfänge der Sklaverei und der Fabrikgesellschaft in Amerika. Hubert Olbrich (Hrsg.) (Berlin 2012).

MONTARDRE 2009
Hélène Montardre, Die Sklaven in Nordamerika (München 2009).

WALVIN 2006
James Walvin, Atlas of Slavery (Harlow 2006).

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