Monticello – Die Wirtschaftsgebäude | Friedhof und Fazit

Dieser Artikel ist der letzte Teil der „Monticello – Thomas Jefferson und seine Sklaven“ Reihe. In den letzten Wochen habe ich Artikel zu den Themen Geschichte und Verbreitung der Sklaverei, Unabhängigkeitserklärung und Sklavenhaltung, Monticello und die Wohnhäuser veröffentlicht. Der aktuelle Artikel enthält die Aufarbeitung der Wirtschaftsgebäude und des Friedhofs. Am Ende des Artikel gibt es eine kurze Zusammenfassung und Fazit. Also für alle die archäolgisch nicht so interessiert sind (dafür habe ich natürlich Verständnis) ist die Zusammenfassung und das Fazit ein kurzer Abriss ohne Wenn und Aber. Also büdde:

Bisher erschienene Beiträge

Wirtschaftsgebäude

Auf dem gesamten Anwesen gab es nicht nur die Wohnhäuser, sondern mehrere Wirtschaftsgebäude, welche für die Herstellung verschiedenster Dinge genutzt wurden. Entlang der Mulberry Row gab es sowohl eine Schmiede als auch ein separates Haus, in dem Nägel hergestellt wurden. Des Weiteren gab es eine Tischlerei und eine Weberei sowie eine Räucherei, welche zeitweise auch als Molkerei genutzt wurde. Neben jener Räucherei stand für kurze Zeit ein Haus, das als Lagerhaus unter anderem für Eisennägel und Eisenstangen diente.

Schmiede (Gebäude d) und Werkstatt zur Nagelherstellung (Gebäude j)

Gebäude d & j

Dokumente Jeffersons zeigen, dass etwa seit dem Jahr 1794 an der Mulberry Row eine Schmiede, Gebäude d, vorhanden war. Noch im Jahr 1794 beschloss Jefferson wegen der großen Nachfrage parallel zur Schmiede noch eine Werkstätte zu errichten, in denen nur Nägel hergestellt wurden. Diese Werkstätte, Gebäude j, wurde am östlichen Ende des Gebäudes d angebaut.
Beide Gebäude sind bei Testgrabungen im Jahr 1957 durch Pi-Sunyer entdeckt worden. Es blieb bei einer oberflächlichen Grabung und erst Kelso untersuchte in den Jahren 1979, 1982-83 und 1986 die Gebäude vollständig. Eine weitere Kampagne zu beiden Gebäuden leitete 1994 die Archäologin Susan Kern. Bei allen Grabungen wurden im Ganzen 2710 Artefakten an Gebäude d und Gebäude j aufgenommen (DAACS/BUILDING D, 16.07.2013).

Gebäude d – Schmiede

Gebäude d war ein 1-Zimmer Haus, das einen Steinboden besaß, der mit Lehm bedeckt war. Es wurden Beschläge für Pferde hergestellt und Eisenteile für Haken und Pflüge wieder instandgesetzt. Laut Jeffersons Aufzeichnungen wurden auch Teile für Fahrzeuge und Waffen, sowie Trensen, Achsen und Sensen hergestellt. Auch die benachbarten Gutsherren gaben gelegentlich Aufträge an die Schmiede Monticellos. Das Material wurde über den Rivanna River aus Philadelphia exportiert. Schriftliche Dokumente belegen, dass mit dem Sklaven Isaac Jefferson, ein Sklave in der Schmiede angestellt war und sich zum Meister hocharbeitete. Er erlernte die Schmiedekunst von einem freien Arbeiter und leitete nach dessen Abgang die Schmiede.
Während der Ausgrabung von Pi-Sunyer finden die Archäologen Kopfsteinpflaster, das als Fußboden identifiziert werden konnte. Die gepflasterte Fläche betrug 37×18 Fuß. Ebenso fanden sie viele Eisenartefakte, die Jeffersons Aufzeichnungen bestätigten (DAACS/BUILDING D, 16.07.2013).

Gebäude j – Werkstattgebäude (Nagelherstellung)

Neben dem 1957 gefundenen Gebäude d findet Pi-Sunyer auch die Mauern des direkt angrenzenden Gebäudes j, das bisher nur schriftlich belegt war. Im Inneren des Gebäudes, das eine Fläche von 50×18 Fuß aufweist, fanden sich zahlreiche Keramik, Glas, Werkzeuge und viele Metallgegenstände. Die dort gefundenen Artefakte wiesen auf reine Nagelherstellung hin. Laut Jeffersons Aufzeichnungen arbeiteten dort 14 junge, männliche Sklaven und stellten im Schnitt zwischen 5 000 und 10 000 Nägel am Tag her.
Eine Konzentration von Ringeisen und gekürzten Nägeln an der südlichen Wand des Gebäudes, die bei den Grabungen in den 1980er Jahren gefunden wurden, ließen darauf schließen, dass im Südteil des Hauses eine Maschine gestanden haben muss, welche ausschließlich Ringeisen herstellte.
Als das Geschäft zu Kriegsbeginn des Britisch-Amerikanischen Krieges 1812 nicht mehr rentabel war, ließ Jefferson die Werkstatt schließen und betrieb nur noch die Schmiede (DAACS/BUILDING J, 16.07.2013).

Tischlerei (Gebäude c)

Gebäude c

Eines der ersten Gebäude an der Mulberry Row war die Tischlerei, von der heute noch der Schornstein und das Fundament zu erkennen ist. Die auf dem Land Jeffersons wachsenden Kiefern und Pappeln waren die Holzart, die in der Tischlerei zumeist verarbeitet wurde. Auch die Tischlerei wurde im Jahr 1957 von Pi-Sunyer durch Testgruben an Nord-, Ost- und Westwand des Gebäudes c entdeckt. Pi-Sunyer interessierten die Strukturen des Hauses und dessen Aufbau. Seine Forschungsziele bei dieser Struktur lagen zum einem im Lokalisieren der Fundamente, der Bestimmung der Nutzung und zum anderen auch die Sammlung von Artefakten. Seit der Entdeckung 1957 wurde Gebäude c sowohl durch William Kelso (1979-1980) als auch durch Susan Kern (1994) erneut untersucht. Die Struktur des Hauses wurde erheblich durch moderne Störungen, zum einen das Straßenbett, zum anderen durch eine große Baumwurzel gestört.
Kelso legte das Gebäude in verschieden große Quadraten frei und barg 386 Artefakte, die alle um das Jahr 1840 datierten. Für die Datierung des ursprünglichen Hausbaus, können nur schriftliche Quellen herangezogen werden, die das Jahr 1776 angeben. Die Tischlerei wurde sowohl von freien Handwerkern als auch von Sklaven betrieben und stellt Möbel für Jefferson und die Bewohner Monticellos her und verarbeitete das Holz, dass für die weiter geplanten Blockhäuser gebraucht wurde (DAACS/BUILDING C, 11.07.2013).

Carpenter’s shop (Gebäude i)

Gebäude i

Gebäude i, welches 1957 von Pi-Sunyer schon per Testpits gesucht, aber nicht eindeutig gefunden wurde, ist von Kelso 1979 am westlichen Ende der Mulberry Row entdeckt und 1986 weitestgehend ausgegraben worden. Pi-Sunyer suchte das von Jefferson beschriebene Gebäude i westlich des Gebäudes c und bei der Tischlerei, allerdings ohne Erfolg. Als Kelso 1986 eine große Grabung mit insgesamt 11 Quadraten mit 8×8 Fuß durchführte, findet er 8 Pfostenlöcher, welche dicht aufeinander folgten und den Hausgrundriss darstellten. Viele Artefakte waren dort nicht mehr vorhanden, lediglich eine Gesamtanzahl von 297, darunter einige Eisengegenstände wie Nägel. In seinem Dokument der Gebäudeversicherung beschrieb Jefferson 1796 (JEFFERSON, 1796) Gebäude i als 30×18½ Fuß großes Gebäude, welches aus Holz gebaut wurde und dessen Boden mit Erde ausgelegt war.
Bretter und andere Materialien der Tischlerei wurden dort gelagert. Gelegentlich wurde das Gebäude als weitere Tischlerei genutzt, wenn Gebäude c wegen des hohen Arbeitsaufkommens überlastet war, so Jefferson.
Größe und Lage der archäologischen Befunde stimmen mit den Beschreibungen von Jefferson überein (DAACS/BUILDING I, 11.07.2013).

Lagerhaus (Gebäude l)

Gebäude l

Das Lagerhaus stand inmitten der verschiedenen Werkstätten. Hier wurden die fertigen Nägel, aber auch das Rohmaterial und alles, was die Schmiede und Nageherstellung hervorbrachten, gelagert. Möglicherweise wurde das Lagerhaus zwischenzeitlich auch als Wohnhaus und Schlosserei genutzt.
Das Lagerhaus wurde als Blockhaus mit 828m² aus Holz, Backstein und Kopfsteinpflasterung mit einem Ausmaß von 16×10½ Fuß bei der Ausgrabung im Jahr 1979-1981 von William Kelso vorgefunden (SCHOLNICK, WHEELER, NEIMAN 2001, 7).
Entdeckt wurde das Gebäude l im Jahr 1957 von Oriel Pi-Sunyer, welcher allerdings nur einige Testpits anlegte. In den Jahren 1979-1981 legten William Kelso und sein Team die gesamte Fläche mit einem System von 8×8 Fuß Quadraten frei und erhielten so die Gesamtstruktur des Hauses (DAACS/BUILDING L, 14.07.2013).
Die Abbildung ist der gezeichnete Plan des Gebäudes l von der archäologischen Grabung der 1980er Jahre (roter Ziegel), welcher durch die Zeichnung der Grabung von 1957 unterlegt wurde (schwarzer Ziegel). Innerhalb des Gebäudes befand sich ein rechteckiger Kasten aus Stein, welcher womöglich als Kamin gedient hat. Durch den Vergleich mit anderen Gebäuden dieses Typs in Virginia, ließe sich jedoch darauf schließen, dass der Kamin auch für die Nagelherstellung genutzt wurde. Die Funde von Nägeln und Eisenstangen in verschiedenen Straten zeigte, dass die Nagelherstellung in mehreren Phasen des Gebäudes betrieben wurde (SCHOLNICK, WHEELER, NEIMAN 2001, 7). Ebenso fand man drei Pfostenlochvertiefungen von 4-5 inches (10-13cm) Tiefe. Diese könnten darauf hinweisen, dass in diesem Kamin auch geschmiedet wurde. Beweise dafür gab es allerdings nicht. Der Grabungsleiter Kelso interpretierte die verschiedenen Befunde zum einen um das Jahr 1796 als ein Lagerhaus für Eisen und zum anderen als ein Gebäude mit anderem Nutzen in den Jahren davor. Die innerhalb der Hausmauern gefundene ringförmige Perlware und die schriftlichen Angaben Thomas Jeffersons von 1794 belegen, dass dort zu dieser Zeit Eisenstangen hergestellt wurden (SCHOLNICK, WHEELER, NEIMAN 2001, 10). Insgesamt wurden innerhalb der Grabungsfläche 1406 Artefakte gefunden. 54 Artefakte wurden unterhalb des Gebäudebodens geborgen, was auf eine frühere Besiedlung hinweisen kann. Artefakte, die innerhalb des Gebäudes gefunden wurden, datieren in die Jahre von 1790 bis Jeffersons Tod 1826 (DAACS/BUILDING L, 14.07.2013).

Waschhaus (Gebäude n) & das Gebäude von 1809

Gebäude n

Das Gebäude, das 1809 als Stone House benannt wurde, hatte ursprünglich zwei verschiedene Strukturen. Vorerst gab es laut Jeffersons Aufzeichnungen aus dem Jahr 1796 (JEFFERSON, 1796), in dem er ein Blockhaus aus Holz beschreibt, was auch als Gebäude n bezeichnet wurde. Wann dieses Gebäude gebaut und abgerissen wurde, ist ungewiss, jedoch notiert Jefferson 1808, dass dort, wo er ein Haus aus Stein erbauen wollte, bisher eine Blockhütte steht, die als Waschhaus dient. Doch schon im Jahr 1809 wird das Stone House fertiggestellt. Nach Jeffersons Tod verwendete Uriah P. Levy, der neue Besitzer des Anwesens Monticello, das 1809 Stone House als Begräbnisstätte für seine im Jahr 1839 verstorbene Mutter. Der Grabstein wurde 1957 bei den Ausgrabungen von Oriol Pi-Sunyer innerhalb der Mauern von Gebäude n gefunden.
Nachdem 1973 das Mauerwerk abgetragen wurde, kam in der Zeit von 1979 bis 1984 bei der Grabung unter der Leitung von William Kelso die innere Struktur und der östliche Außenbereich zur Geltung. An der südöstlichen Innenwand wurde eine massive Steinstruktur entdeckt, die einen Schornstein darstellte. Vergleiche mit der Tischlerei (Gebäude c) ergaben, dass es sich um die gleiche Zusammensetzung von Stein und Ziegeln sowie eine ähnliche Gebäudegröße handelt. Auch der Grad der Zerstörung war bei beiden Gebäuden ähnlich. Bei den Ausgrabungen Mitte der 1980er Jahre, wurde an der östlichen Außenwand einen weitere Struktur eines möglichen Hauses entdeckt. Diese weitere Struktur wurde 1994 von Susan Kern ausgegraben und als Mulberry Row 5 Struktur (MRS 5) benannt.
Während der Grabungen in den 1950ern fanden die Archäologen mehrere metallene Artefakte und geringe Mengen von Glas und Keramik, die in die Lebzeit Jeffersons datiert werden konnten. Insgesamt konnten 2589 Artefakte aus den verschiedenen Phasen des Hauses sichergestellt werden.
Aufgrund der Vergleiche der Funde von Gebäude n mit Funden der anderen Gebäude, in denen Sklaven gelebt haben, schloss Kelso darauf, dass Gebäude n ebenso ein Wohnhaus gewesen sein könnte (DAACS/BUILDING N (Wash House) & 1809 Stone House, 12.07.2013).

Räucherei / Molkerei (Gebäude m)

Gebäude m

Nach den Untersuchungen von Oriel Pi-Sunyer (1957), William Kelso (1979-1981) und Susan Kern (1993) stand fest, dass das Gebäude m sowohl als Räucherei als auch als Molkerei betrieben wurde. Es beinhaltete noch eine weitere Struktur, welche in eine andere Phase des Gebäudes fällt, die bei den Ausgrabungen als MRS4 (Mulberry Row Struktur) betitelt wurde. Gebäude m hatte Ausmaße von 43,5×16 Fuß und war damit eines der größten Gebäude der Mulberry Row. Der gemauerte Kellerraum (F38) weist darauf hin, dass dieser als Räucherkammer genutzt wurde. Nachdem im Jahr 1809 im Herrenhaus Jeffersons sowohl eine Molkerei als auch eine Räucherei errichtet wurde, ist Gebäude m verlassen und ein weiteres Wohnhaus auf dieser Fläche erbaut worden, MRS4. Innerhalb der Struktur MRS4 fand Kelso den Boden aus Klinkerpflaster (F39).
Die Tatsache, dass sich die Asche der Räucherei schon unterhalb des Fußbodens des Lagerhauses befand, zeigt, dass die Räucherei schon vor 1790 (Bau des Lagerhauses) bestanden haben muss (DAACS/BUILDING M Smoke House/Diary & MRS 4, 16.07.2013).

Friedhof

Von einem Friedhof für Sklaven fehlte bis ins Jahr 2000 jede Spur. Zwar gab es von Thomas Jefferson Aufzeichnungen, welche beschrieben, dass er einen Friedhof plante, jedoch nicht, wo genau dies sein sollte. Seine erste Absicht, den Friedhof nördlich des Herrenhaus anzulegen, verwarf er später (BON-HARPER u.a. 2003, 3f). So legte Jefferson den Friedhof auf der Südseite des Berges von Monticello an, 1 600 Fuß südlich der Mulberry Row und 1 500 Fuß südlich des Friedhofs der Jeffersons. Lokalisiert wurde die Ruhestätte im Jahr 2001, nachdem Dianne Swann-Wright und Cinder Stanton eine mündliche Aussage von Randolph Crawford über die Lage des Friedhofs im Park gehört hatten. Crawford hatte bis in die 1950er Jahre auf Monticello gearbeitet und erzählte den beiden Frauen von einigen steinernen Markierungen, die auf dem Friedhof noch stehen sollen (BON-HARPER u.a. 2003, 9).
Noch im selben Jahr wurden weiträumige geophysikalische Untersuchungen im Umkreis dieser Lage mit Magnometrie und Bodenradar durchgeführt. Dabei zeigte das Bodenradar 284 Anomalien und Störungen des Bodens auf (ebd. 12).
Nach insgesamt 2 000 geophysikalischen Untersuchungen im ganzen Bereich des Parks durften die Archäologen im Februar und März eine Grabungskampagne starten (BON-HARPER u.a. 2003, 13). Dabei fanden sie 20 Gräber. 10 Gräber beinhalteten adulte Personen, 8 Gräber waren Kindergräber und 2 Gräber konnten wegen der schlechten Erhaltung nicht identifiziert werden (ebd. 13). Bei der großflächigen Kampagne stießen die Archäologen nur bei 13 offensichtlichen Störungen des Bodens auf Gräber. Die übrigen sieben Gräber hatten keine Störung der Oberfläche (ebd. 14) und nur an fünf Gräbern fand man Grabmarkierungen (ebd. 17).
Die beigelegten Artefakte waren fast alle handgearbeitet, zumeist geschmiedet. Jedoch konnten nicht alle Artefakte zugeordnet werden (BON-HARPER u.a. 2003, 17). In 3 Gräbern fand man Kopf- und Fußsteine, jedoch nur ein Grab hatte einen Kopfstein und ein Grab hatte einen Fußstein (ebd. 17).
Aufgrund der Größe des Friedhofs und der wahrscheinlich hohen Anzahl der Gräber konnte nicht das gesamte Gebiet und damit auch nicht alle Gräber erschlossen werden. Bei statistischen Hochrechnungen der Autoren BON-HARPER u.a. kommen diese auf insgesamt 71 Gräber, die im Park vorhanden wären (BON-HARPER u.a. 2003, 17). Da für Thomas Jefferson über die Jahre viele Sklaven arbeiteten und diese auch auf Monticello verstarben, ist es sehr wahrscheinlich, dass es einen oder zwei weitere Friedhöfe auf dem Anwesen Monticello geben wird. Diese sind bis zum heutigen Tag allerdings nicht lokalisiert.

Ausblick und Zusammenfassung

Infolgedessen, dass die Ausgrabungen an der Mulberry Row schon zu 95% abgeschlossen sind, beschäftigt die Thomas Jefferson Foundation aktuell einige Archäologen und Wissenschaftler, die an der weiteren Auswertung der Artefakte und Grabungsdaten arbeiten. Des Weiteren werden in den umliegenden roundabouts und an den Sklavenquartieren im Westen des Anwesens weitere Grabungskampagnen durchgeführt. Es fehlen noch weitere genaue Analysen zu einigen Grabungen, die in den letzten Jahren gestartet sind. So werden zum Beispiel an einigen Artefakten des Sklavenwohnquartiers (Gebäude r) bis heute Untersuchungen durchgeführt, die Alter und genaue Funktionen betreffen. Um das Thema Sklaverei auf dem Anwesen Thomas Jeffersons vollständig archäologisch aufzuarbeiten, wäre der Umfang einer Doktorarbeit nötig, da sowohl die weiteren Grabungskampagnen als auch die weiterführenden schriftlichen Quellen dafür in Betracht gezogen werden müssten.
Einen weiteren Friedhof zu lokalisieren wäre wünschenswert, ist aber sehr unwahrscheinlich, da das Gelände sehr weitläufig ist und es momentan noch keine weiteren Anhaltspunkte gibt, wo solch ein Friedhof noch zu finden wäre.

Durch das Ineinandergreifen der guten schriftlichen Dokumentation und der archäologischen Erkenntnisse konnten klare Ergebnisse erzielt werden. Zum einen können die Präferenzen Jeffersons an der Lage der Gebäude klargemacht werden. Es gibt ein Quartier, Gebäude o, in dem Sklaven wohnten, die von Jefferson begünstigt wurden. In diesem Haus wurde höherwertiges Porzellan gefunden und die Lage des Hauses, direkt gegenüber des Herrenhauses Jeffersons sowie die schriftlichen Quellen zeigen, dass dort die Sklaven lebten, die in seinem Haus arbeiteten. Des Weiteren ist festzustellen, dass es einige wenige Sklaven gibt, die sich eine bessere Position innerhalb ihres Wirtschafts-betriebes erarbeiten konnten. So konnte sich in der Schmiede der Sklave Isaac Jefferson zum Schmiedemeister ausbilden lassen und genoss später sogar den Vorzug, die Schmiede zu übernehmen. In Bezug auf die Fragestellung, ob sich Hierarchien innerhalb der Sklavengesellschaft gebildet haben, kann eindeutig gesagt werden, dass es Hierarchien innerhalb der Gruppierungen gab. Denn der Sklave Isaac Jefferson stand in jener Hierarchie über den übrigen Sklaven, die in der Schmiede Arbeit verrichteten. Auch die Sklaven die im Wohnquartier Gebäude o, gegenüber des Herrenhauses gewohnt haben, scheinen in der Hierarchie oberhalb der anderen gestanden zu haben, da sie von Jefferson mit besserem Porzellan ausgestattet wurden und dadurch ihren Lebensstandard erhöhten.

Die Größe und Struktur der Häuser sind durch Thomas Jefferson bestimmt worden. Dies ist an den Planungszeichnungen Jeffersons zu erkennen. Die Wohnquartiere sind in ihrer Struktur und Größe sehr simpel und häufig gleich gebaut. Demnach ist dort kein großer Unterschied der Hierarchien zu erkennen. Lediglich die Elizabeth Hemings Site ist größer und komplexer gebaut. Dies lässt auf einen engeren Kontakt von Jefferson mit der Familie Hemings schließen, wie schriftliche Dokumente bestätigen (z.B. MILLER 1977, 162ff). Jefferson soll mit der Tochter von Elizabeth Hemings, Sally Hemings, ein Verhältnis gehabt haben, aus dem auch ein Kind entstand.

Die gefundenen Artefakte legen den Verdacht nah, dass die Sklaven auf Jeffersons Anwesen keine Fußfesseln oder Handschellen getragen haben, da sie nicht gefunden wurden. Einen Hinweis auf körperliche Gewalt gegenüber den Sklaven kann die Archäologie in diesem Fall nicht geben. Es ist davon auszugehen, dass die Sklaven ganz klare Grenzen und Regeln hatten. So wurde den Sklaven zwar einiges zugestanden (Porzellan, bessere Lebensmittel, eine Ausbildung zum Schmied), jedoch waren sie immer noch Eigentum der Jeffersonfamilie und wurden bei einem möglichen Fluchtversuch zum Beispiel auch mit einer Suchmeldung in der Zeitung gesucht und mit einem Kopfgeld versehen.

Die Dokumente (BON-HARPER u.a. 2003, 2) zeigen aber auch, dass Jefferson sich Gedanken über sein Eigentum machte und sie für ihn nicht nur belangloser Besitz waren. So sind die Überlegungen, die er über den Friedhof für seine Sklaven anstellt, nicht irrelevant und selbstverständlich zu seiner Zeit. Wie das Kapitel 4.4 Handel und Verbreitung zeigt, gehen die Sklavenhändler und –halter nicht freundlich mit der „Ware Sklave“ um. Dieser Einstellung scheint Jefferson in einer gewissen Weise zu widersprechen. Ob dies schon ein Eingeständnis gegenüber der Declaration of Independence ist, bleibt reine Spekulation.

Durch die erlangten Grabungsergebnisse ist es der Thomas Jefferson Foundation möglich, weiterhin an der Rekonstruktion und Aufarbeitung der Gebäude zu arbeiten. Die Erforschung der amerikanischen Geschichte und der Geschichte der Sklaverei wird durch die Thomas Jefferson Foundation gefördert.

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