Menschliche Abgründe tun sich auf | Kannibalismus in der Archäologie

ACHTUNG

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit Kannibalismus aus wissenschaftlicher Sicht.
Es werden keine Ereignisse detailliert beschrieben!
Jedoch weise ich darauf hin, dass verschiedener Tätigkeiten und weitere Definitionen des Kannibalismus erläutert werden!

Dieser Artikel enthält bewusst keine Bilder!


Kannibalismus – Eine Definition

Unter Kannibalismus, oder auch Menschenfresserei, wird der Verzehr von Artgenossen verstanden. Kannibalismus kommt nicht nur in der Tierwelt vor, sondern es gibt auch Belege für Kannibalen, die das Menschenfleisch und/oder deren inneren Organe ihrer Zeitgenossen verzehren. Heute ist Kannibalismus in fast allen menschlichen Gesellschaften ein Tabu.

Die genaue Eingrenzung des Kannibalismus ist schwierig. Theoretisch ist jede Handlung, bei der Substanz eines menschlichen Körpers bewusst oder unbewusst in Mund oder Magen eines anderen Menschen gelangt, Kannibalismus (Peter-Röcher 1994, 5). Diskussionswürdig sind aber das Verzehren eines Auges, Ablecken von Blut oder Schlucken von Haut. Dies könnte auch als symbolische Handlung interpretiert werden. Für eine solche Eingrenzung bedarf es noch weiterer Diskussion. Für die Archäologie allerdings bedeutete der Begriff Kannibalismus das Verzehren von Fleisch eines menschlichen Körpers. Dies kann archäologische nachgewiesen werden.


Der Begriff

 Der Begriff „Kannibalismus“ geht auf die Ureinwohner der westindischen Inseln zurück, welche „Kariben“ genannt werden. Sie lebten 1492, als Kolumbus dort landet, in ständiger Furcht vor den „Caniba“ oder „Canima“. Diese waren einäugige, hundsgesichtige und menschenfressende Einwohner der Nachbarinsel Bohío.

Der Begriff caribe bzw. caribal setzte sich im spanischen Sprachgebrauch für die Bezeichnung der in der Karibik an den Küsten lebenden Menschen durch. Der Begriff canibal hingegen trägt die Bedeutung des „Menschenfressers“ und wurde von vielen europäischen Sprachen übernommen. Im Deutschen wird das Wort erstmals 1508 nachgewiesen.
Der vorher bekannte griechische Begriff Anthropophage wurde durch den sehr schnell verbreiteten Begriff Kannibale ersetzt.


 Verschiedene Formen des Kannibalismus

Der Kannibalismus kann noch in verschieden Formen unterschieden werden, da die Beweggründe für das Verhalten einen anderen Menschen zu essen verschieden sind.
Zuallererst gibt es den profanen Kannibalismus. Darunter fällt das Essen von Menschenfleisch aus Hunger, möglichweise durch eine Hungersnot oder Mangel an Fleisch und das Essen aufgrund von Genusssucht. Weiterhin gibt es gerichtlichen, magischen und rituellen Kannibalismus. Hierzu gehören Götterkulte, Totenfeste, Siegesmahle und Initiationen. (Peter-Röcher 1994, 4).

Eine weitere Form des Kannibalismus wird von dem Autor Peter-Röcher als „Anflug von Raserei“ (Peter-Röcher 1994, 4) beschrieben, welches ein physiologisches oder psychopathologisches Problem ist. Bei einem Anflug von Raserei wird das Opfer zerfleischt, gebissen und mölicherweise in einzelnen Fleischstücken gegessen.

Eine mystische Form des Kannibalismus wurde möglicherweise praktiziert um Kraft etc. zu erlangen.

In einigen Fällen wird von krankhaftem Kannibalismus ausgegangen, bei dem die betroffene Person psychisch gezwungen ist, Menschenfleisch zu sich zu nehmen. Diese Art des Kannibalismus hat sich auch bis in die Gegenwart erhalten.

Zuletzt ist der Kannibalismus aus Trophäenjagd zu erwähnen. Dabei wird meist der Kopf des gefallenen Gegners als Trophäe aufbewahrt und der Körper wird als Zeichen der Überlegenheit gegessen.

Peter-Röcher schreibt dazu: „Die Vorstellungen des Verzehrens, Einverleibens, Verschlingens und der Bezähmung, konstituieren wirksame Symbole der Macht.“  (Peter-Röcher 1994, 5).

Abgesehen vom Kannibalismus aus Hunger, dienen alle Verhaltensweisen nicht dem alltäglichen Nahrungserwerb. Da die positiven Eigenschaften des Toten größtenteils aufgenommen werden wollten, werden laut der Literatur der bisherigen Funde einige Körperteile bevorzugt. So sitzen beispielsweise im Gehirn und im Herz die Zauberkräfte der Seele, weshalb diese bevorzugt gegessen werden um diese Zauerkräfte aufzunehmen.


Wo kommt Kannibalismus vor?

 Kannibalismus kommt in den weitesten Teilen der Welt vor. Es gibt Berichte von Ausgrabungen, die einen möglichen Kannibalismus erkennen lassen, wie zum Beispiel bei den Anasazi, heute ancestral puebloans genannt, einem Indianerstamm im Südwesten Amerikas. Ebenso sind Fontbrègoua Cave, im Südosten Frankreichs und die berühmten Neandertalerfunde aus Monte Circeo, Italien.

Die Höhlen im Kyffhäuser, sowie die Jungfernhöhle bei Tiefenellern, sind in Deutschland gelegene Fundstellen, die von Kannibalismus zeugen.


Exokannibalismus, Endokannibalismus und Autokannibalismus

 Es gibt zwei verschieden Hauptgründe, warum Menschen andere Menschen essen. Den einen nennt man Exokannibalismus, den anderen Endokannibalismus. Als Exokannibalismus wird das Essen von Feinden, die man in einem vorherigen Kampf besiegt hat, oder von Menschen die außerhalb der sozialen Gruppe stehen, bezeichnet. Ebenso fällt das Essen eines Verstoßenen aus dem Stamm unter Exokannibalismus.

Dagegen wird beim Endokannibalismus nicht der Feind, sondern der Angehörige der eigenen sozialen Gruppe, der Stammes- oder Gesellschaftsangehörig,  verzehrt. Dies geschieht häufig aus religiösen Gründen.

Der Verzehr des eigenen Körpers wird Autokannibalismus genannt. Dies kann ein Zeichen von gewollter Selbstzerstörung  und/oder einer psychischen Störung sein.

Autokannibalismus ist in der Archäologie nicht nachweisbar und bisher auch noch nicht nachgewiesen worden. Demnach ist Autokannibalismus für die Archäologie vorerst uninteressant.


Ein Indianerstamm im Südwesten Amerikas

Eine Vielzahl der Autoren, die sich mit Kannibalismus beschäftigt haben, zeigen sechs taphonomische Kriterien auf, die bei archäologischen Funden auf Kannibalismus schließen lassen. Diese sind gebrochene Knochen, wobei die Brüche vor dem Tod entstanden sind, Schürfwunden, Schnittwunden, Verbrennungen, das häufige Fehlen von Wirbeln und „pot polish“ (bestehend aus abgeschrägten Schürfwunden und der Abnutzung der Langknochenenden in Wellenbrüchen) (Hurlbut 2000, 6).

Als Beispiel dient die Indianerkultur der Anasazi im Südwesten von Amerika (Arizona, New Mexico, Utah und Colorado), wo man seit 1980 Funde von anscheinend gerösteten und gekochten Menschenknochen gefunden hat. Die bemerkenswerteste Eigenschaft der Anasazi, weshalb sie als Kannibalen interpretiert werden, ist der extreme Grad der Zersplitterung der Knochen. Schädel wurden in kleinsten Teilen gefunden. Einige der gefunden Knochen zeigen eine massive Gewalteinwirkung, wie Schädelbrüche und Gesichtsverstümmelungen, auf.

Markant sind die Spiralbrüche in den Langknochen. Die gleiche Farbe der Oberfläche der Bruchstellen und der übrigen Knochenstücke, sind typische Merkmale dafür, dass der Knochen noch im frischen Zustand, also kurz vor dem Tod, gebrochen wurde (Hurlbut 2000, 7). Merkmale für postmortale Brüche sind lineare oder gestufte Brüche und Bruchstellen, die grob erscheinen.

Abgesehen von den Brüchen fand man bei den Ausgrabungen der Anasazi auch Knochen mit Schnittstellen auf der Knochenoberfläche. Diese Schnittwunden auf einigen Schädeln, die von scharfem Steinwerkzeug verursacht wurden, können auf das Ritual des Skalpierens des Kopfes umlaufend zum Haarwirbel hindeuten (Hurlbut 2000, 8).

Kannibalismus bei den Anasazi

Im Südwesten Amerikas fand man sieben Menschen verschiedenen Geschlechts und verschiedenen Alters, die zerfleischt und anscheinend gekocht worden waren, damit sie von anderen Menschen gegessen werden konnten. Ihre Überreste, die nicht vollständig und zerstreut waren, wurden in den Grubenböden gefunden. Außerdem wurden Überreste in Kontexten gefunden, die nicht zu einer Begräbnisgrube gehören, sondern diese lagen in zwei von den drei gefundenen Grubenhäusern.

Die Zeichen für einen gewaltsamen Tod sind Schnitte in den Knochen von Waffen, Anzeichen von Verstümmlungen oder vor dem Tod zugefügte Verletzungen.

Verletzungen von scharfen Waffen treten als einzelne, isolierte, v-förmige Markierungen auf oder als Ansammlung von Markierungen im gesamten Brustkorb (Hurlbut 2000, 13.).

Individuen die bei Kriegshandlungen verstorben sind, werden häufig in Massengräbern begraben oder sie werden unbestattet dort zurückgelassen, wo sie gefallen sind (Hurlbut 2000, 15.).

Häufig waren die Opfer die einen gewaltsamen Tod starben gefoltert und verstümmelt worden. Einige Teile des Körpers wurden abgetrennt und als Trophäe mitgenommen. Die häufigste Form der Trophäensammlung war das Entfernen der Kopfhaut. Dafür wurde die Kopfhaut in einem charakteristischem Muster vom Schädel getrennt. Der Schnitt begann an der Stirn, führte weiter über die Ohren und von dort aus über den Hinterkopf (Hurlbut 2000, 16.).


Auswertung 

Bei den vielen Ausgrabungsstätten der Anasazi gibt es viele verschieden Funde mit verschiedenen Merkmalen. Das brutale Vorgehen der Zersplitterung der Knochen, die Schnittstellen an der Oberfläche der Knochen und auch die starke Gewalteinwirkung liefern gute Argumente für kannibalisches Vorgehen.

Aber zu Bedenken ist auch, dass diese Merkmale auch durch eine Gewalttat durch Feindesstämme hätte führen können, ohne dass danach das Fleisch der Besiegten gegessen wird. Ebenso kann die Frage nach dem Motiv für einen möglichen kannibalischen Akt in diesem Fall nicht beantwortet werden. Denn es könnte sowohl profaner Kannibalismus (Hunger; Trophäensammlung; rituell) als auch eine reine Gewalttat durch einen möglichen Krieg zum Tod der Menschen geführt haben.

Eine weitere Theorie, die nicht belegt ist, aber bei den verschiedenen Autoren angeführt wird, könnte sein, dass die Angehörigen der Anasazi ihre Toten selber einer Autopsie unterzogen haben. Dadurch wäre es schon damals möglich gewesen, über entstandene Traumata und Krankheiten Kenntnis zu erlangen. Wenn dies so sein sollte, würden die möglichen Schnittspuren und Knochenbrüche wohl denen ähneln oder gleich aussehen, wie die, die gefunden wurden.

Eine weitere Theorie ist die Behandlung der Toten in diesem Ausmaß aufgrund eines bestimmten Totenkultes, der damals möglicherweise gepflegt wurde.


Die Jungfernhöhle bei Tiefenellern

Die Jungfernhöhle liegt in Oberfranken, im Landkreis Bamberg, Deutschland, zwischen den Dörfern Tiefenellern und Herzogenreuth. Sie ist ein neolithischer Kultplatz der Bandkeramiker und wird häufig als Beleg für Kannibalismus aufgeführt. In der 1951 gefundenen und ein Jahr später ergrabene Höhle konnten keine stratigrafische Abfolge erkennbar gemacht werden.

Im Inneren der Höhle fanden die Ausgräber mehrere Scherben von verschiedenen Kulturen. Es wurde sowohl Keramik aus dem Früh- und Spätneolithikum, der Bronze- und Urnenfelderzeit und auch Keramik der Michelsberger Kultur gefunden (Peter-Röcher 1994).

In der Höhle befanden sich Rötelstückchen, Holzkohlebrocken und verschiedene Steingeräte.

Und es gibt eine große Anzahl an Knochen, jedoch sind neben den Menschenknochen auch einige Tierknochen erhalten geblieben.

Die gut erhaltenen menschlichen Knochen sind, mit Ausnahme von drei Wirbelknochen, nie im Verband angetroffen worden.

Nach der Zählung der Unterkiefer befanden sich 38 Individuen in der Höhle. Darunter waren 10 Erwachsen über 18-20 Jahre alt.  Die Anzahl der Kinder und Jugendliche lag mit 28 deutlich darüber. Davon waren fünf Individuen zwischen 12-14 Jahren, zehn Individuen waren zwischen 5-7 Jahren, acht Individuen waren in einem Alter von 3-4 Jahren und fünf Individuen, deren Unterkiefer man fand waren bis 1 Jahr alt (Orschied 1999).

Bei einer Zählung der Hirnschädel stellt man allerdings fest, dass es sich nur um 20 Individuen handelte. Die übrigen 18 Hirnschädel fehlten. Die Hirnschädel die man fand, waren geöffnet und meistens stark zertrümmert. Auch die Langknochen der Erwachsenen waren aufgeschlagen. Möglicherweise geschah dies, um vom Hirn und Mark zu essen.

An den übrigen Knochen konnten allerdings keine Schnitt-, Schlag- oder Hackspuren nachgewiesen werden.

Ein Zeugnis für kannibalische Überreste!?!

Dies könnte aufgrund der benutzten Werkzeugen fehlen, denn eine Zerlegung der Körper nach dem Tod ist zu erwarten. Ebenso ungeklärt bleibt, wie sowohl Knochen, als auch Steingeräte als auch Keramik in die Höhle gekommen sind um sie dort nieder zu legen.

Bei späteren Ausgrabungen im Jahr 2008/09 wurden nach mehreren Durchsichten des Sediments weiter Menschknochen, meistens Kinder, gefunden. Auch fand man 7 Einzelzähne von Erwachsenen. Das lässt darauf schließen, dass bei den ersten Grabungen in den 50er Jahren nicht feinmaschig gesiebt wurde, sondern nur grobflächig durchgesehen. Des Weiteren fand man 2008/09 Knochen von Rippen, Wirbel, Hand- und Fußknochen. Schädel und Langknochen treten selten auf. Damit repräsentieren die letzten Funde eine größere Anzahl, als bei den ersten Grabungen und das Skelettmaterial kann weiter ergänzt werden. Jedoch steigt damit die Anzahl der Individuen nicht weiter an (Seregely 2011, Stand 17.09.2012).


Auswertung 

Die Tatsache, dass sowohl Menschen als auch Tiere zusammen in den Gruben gefunden wurden, könnte für Kannibalismus sprechen. Auch das brutale Vorgehen bei der Niederlegung der Körperteile und die Zertrümmerungen der Knochen sprechen dafür. Und auch das Fehlen der übrigen Hirnschädel könnte ein Indiz dafür sein.

Jedoch scheint nach den Knochenfunden ein kannibalischer Akt nicht überzeugend zu sein. Denn die markanten Schnittspuren an den Knochen, die Knochenbrüche und  jegliche weitere Anzeichen für das Abtrennen und Zerteilen des Menschenfleisches fehlt.

Bei einem kannibalischem Akt sind Schnitt- und Hackspuren zu erwarten, die diese Befunde definitiv nicht aufweisen. Im Endeffekt könnte die Fundstelle von Kannibalen benutzt worden sein, es ist aber eher nicht davon auszugehen.


Zusammenfassung

Die Ausgrabungen und Funde des Indianerstammes der Anasazi und der Jungfernhöhle haben sowohl Gemeinsamkeiten als auch Differenzen aufzuweisen.

Bei beiden Befunden kann von massiver Gewalt an den Toten ausgegangen werden. Viele Individuen in der Anasazi-Kultur zeigen Verstümmlungen auf, die nicht nur ins Fleisch gingen sondern bis zu Knochen und damit für uns heute noch erkennbar sind. Hingegen gibt es keinerlei Schnittspuren bei den Knochen der Ausgrabung in Deutschland.

Die gefundenen Knochen innerhalb der Jungfernhöhle sind zwar gut erhalten, allerdings nicht vollständig als Skelett und dazu noch komplett zerstreut. Wie jüngere Ausgrabungen und die folgende Literatur zeigen, sind die Ausgrabungen in den 50er Jahren eher grob und großflächig gemacht worden. Dadurch wurden einige Befunde  komplett zerstört.

Hingegen bei den Anasazi scheinen die Grabungen genauer durchgeführt worden zu sein, was auch bei dem Ergebnis nach der Betrachtung und Analyse der Knochen zum tragen kommt.

Das Fehlen der 18 Schädel zu den Unterkiefern bei der Jungfernhöhle ist zwar markant, jedoch meines Erachtens nicht als großes Argument aufzufassen, dass dort Kannibalen am Werk waren. Denn die Schädel könnte auch durch die anscheinend fahrlässige Grabungstechnik nicht entdeckt worden sein und müssen kein Indiz dafür sein, dass die Schädel zum Beispiel vom Fleisch getrennt wurden und als Gefäß zum Trinken genutzt wurden.

Hingegen ist die unglaubliche Brutalität und anscheinende Genauigkeit der Zerlegung der Toten bei den Anasazi für mich ein sehr markantes Zeichen von Kannibalismus. Zersplitterte Knochen, Brüche an vielen Knochen, viele Brüche die sowohl kurz vor dem Tod als auch kurz nach dem Tod zugefügt wurden, und Schnitt- und Schürfwunden an den Knochen zeigen meines Erachtens ein massives Vorgehen zur Entfleischung des Menschen. Auf solche Art werden heute Tiere geschlachtet, deren Knochen später ungefähr die gleichen Merkmale tragen. Wie zum Beispiel Schnittwunden an der Oberfläche Knochen die nicht gleichmäßig sind.

Die meisten Autoren betrachten die Jungfernhöhle in Tiefernellern nicht als Ort an dem Kannibalen gelebt haben und dieser Meinung schließe ich mich auch an.

Die Anasazi-Fälle hingegen beinhalten so viele gute Argumente, dass ich mich auch dort der allgemeinen Meinung der Autoren anschließe, dass sie Kannibalen sind. Offen bleibt allerdings die Frage, aus welchem Grund sie Menschen aßen.


Schlusswort

Diese Arbeit sollte die Frage stellen, ob es der Archäologie möglich ist, eine unmissverständliche Antwort auf die Frage zu geben, ob Funde von Menschenskeletts als Kannibalenopfer identifiziert werden können.

Wie bei den Auswertungen schon angedeutet wurde und in der Zusammenfassung weiter ausgeführt wurde, ist dies nicht zu 100% möglich.

Es gibt bisher keine 100% Möglichkeit das Essen von Menschenfleisch durch Menschen festzustellen. Lediglich die Pro und Kontras können angeführt werden, das Material kann gut ausgewertet werden und daraufhin kann dann eine Tendenz gegeben werden. Wie in der Literatur immer wieder hingewiesen wird, bleibt die Meinung jedes Autors ihm überlassen. Die Fachwelt ist bis heute geteilter Meinung bei den Ausgrabungen die bisher getätigt wurden.

Die Archäologie kann dazu beitragen, vieles zu erkennen und auch zu interpretieren und zu deuten, aber sie kann keine 100% Aussagen zur Endgültigkeit des Ergebnisses machen.


Literatur

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Martin, R.E. 1999. Taphonomy: A Process Approach. Cambridge: Cambridge University Press.

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Orschiedt 1999
Orschiedt, J. 1999. Manipulationen an menschlichen Skelettresten: taphonomische Prozesse, Sekundärbestattungen oder Kannibalismus? Tübingen 1999.

Peter-Röcher 1994Kannibalismus in der prähistorischen Forschung: Studien zu einer paradigmatischen Deutung und ihren Grundlagen. Bonn 1994.

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Seregély 2011
Neolithische Siedlungen und vergessene Funde – Neues zur Jungfernhöhle bei Tiefenellern.

http://www.uni-bamberg.de/ufga/leistungen-organistationsebene-universitaet/forschung/projekte-und-ausgrabungen/projekte-t-seregely/projekt-kultische-nutzung-der-noerdlichen-frankenalb/jungfernhoehle-bei-tiefenellern/
Stand: 17.09.2012.

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Villa, P. et al. 1986. Cannibalism in the Neolithic. Science 233, 431-437.

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Villa, P. 1991. Cannibalism in the Neolithic. Nature 351, 613-614.

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