Alles hat seine Zeit

Ein jegliches hat seine Zeit,
und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde:
Geboren werden hat seine Zeit,
sterben hat seine Zeit;
pflanzen hat seine Zeit,
ausreißen, was gepflanzt ist, hat seine Zeit;
töten hat seine Zeit,
heilen hat seine Zeit;
abbrechen hat seine Zeit,
bauen hat seine Zeit;
weinen hat seine Zeit,
lachen hat seine Zeit;
klagen hat seine Zeit,
tanzen hat seine Zeit;
Steine wegwerfen hat seine Zeit,
Steine sammeln hat seine Zeit;
herzen hat seine Zeit,
aufhören zu herzen hat seine Zeit;
suchen hat seine Zeit,
verlieren hat seine Zeit;
behalten hat seine Zeit,
wegwerfen hat seine Zeit;
zerreißen hat seine Zeit,
zunähen hat seine Zeit;
schweigen hat seine Zeit,
reden hat seine Zeit;
lieben hat seine Zeit,
hassen hat seine Zeit;
Streit hat seine Zeit,
Friede hat seine Zeit.

Gott hat alles schön gemacht zu seiner Zeit, auch hat er die Ewigkeit in des Menschen Herz gelegt;
nur dass der Mensch nicht ergründen kann das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende.
Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben.
Denn ein jeder Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut bei all seinem Mühen, das ist eine Gabe Gottes.

Kohelet 3, 1-8, 11-13

Dieser Text aus dem Buch Kohelet (Prediger) und ist einer meiner Lieblingspassagen der Bibel. Er ist voller Gegensätze und ist gleichzeitig doch so positiv. Im Grundgenommen sagt er das aus, was wir in unserem Leben immer wieder erfahren:
Es gibt Zeiten in denen geht es uns sehr gut und es gibt Zeiten in denen geht es uns nicht gut. Jeder kennt es, dass man in seinem Leben Hochs und Tief hat.

Nach einem Wellental kommt auch ein Wellenhoch

Ich möchte es mit den Wellen auf dem Meer vergleichen. Wellen können verschieden Hoch sein. Und wer sich auf einem Boot auf dem Meer befindet kennt das Unausweichliche: nach dem Wellenhoch kommt auch wieder ein Wellental. Aber es kommt auch wieder ein Wellenhoch.
Es bleibt lediglich die Frage, wie lang ist jene Phase. Auf dem Meer ist das meist ziemlich gleichmäßig. In unserem Leben nicht. Mal ist das Hoch länger als das Tief und manchmal ist es umgekehrt.
Wichtig ist hierbei die Weitsicht: Wer mit seinem Boot in einem finsteren Tal steckt, darf den Mut nicht verlieren.
Aufbauend kann hier der Blick über den Bug sein: denn dort erscheint auch das Hoch wieder. Darauf muss man zusteuern. Egal wie tief das Wellental ist.
Wer immer nur den Blick nach Steuer- oder Backbord oder sogar auf das Bootsdeck wirft, der wird über kurz oder lang Seekrank. Der Blick über den Bug macht wieder Mut.

Und genau das sagt Kohelet 3 aus: Alles hat seine Zeit. Es gibt die Zeit um im Wellental zu hassen, Streiten, zerreissen, verlieren und sterben. Aber es gibt auch die Zeit um zu lieben, Friede zu schaffen, pflanzen, gewinnen und zu leben.
Mir liegt besonders Vers 12 am Herzen: „Da merkte ich, dass es nichts Besseres dabei gibt als fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben.“
Natürlich gibt es auch eine Phase der Trauer und des traurig seins. Aber grundlegend versuche ich fröhlich, frei, optimistisch, zuversichtlich, hoffnungsvoll, lebensbejahend und unverzagt durchs Leben zu gehen. Denn dann macht das Leben auch Spaß. Ich habe gelernt, so werden die Tiefs erträglich und fressen mich nicht auf. Und sollte ein Tief doch mal wie ein Strudel vor mir liegen, sehe ich nach oben zu meinem Fixstern, der da heißt Gott der Herr.

Jeder braucht einen Fixstern, der ihn dort wieder rausholt. Ob der Fixstern nun Gott, Allah, Jahwe, der Partner oder auch die Arbeit ist, wir müssen uns im Leben an unsere Fixsterne halten. Sie helfen uns durchs Leben.


Vera Birkendiehl

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